Vita
Schon als kleines Kind übten Pferde auf mich eine zauberhafte Faszination aus, die mich bis heute gefangen hält. 1967 geboren, hatte ich das große Glück auf dem Land aufzuwachsen. So war es mir bereits im Alter von 5 Jahren möglich, regelmäßig mit Pferden umzugehen und zu reiten. Unterricht in unserem ländlichen Reitverein, Voltigieren, mehrere Pflegepferde, kleinere Turniere — so gestaltete sich meine Kindheit. An dieser Stelle ein großer Dank an meine frühen Reitlehrer: Fritz Spieß, Hermann Roth und Brigitte Bernhard.
Stets standen die Pferde und alles, was mit ihnen zusammenhing im Mittelpunkt des Geschehens.
Mit 14 Jahren – endlich – mein erstes eigenes Pferd. Es folgte eine tolle Jugend, ausgefüllt mit Turnieren, Jagden und Wanderritten.
Mit 16 Jahren stand mein Entschluss fest: Pferde sind meine Berufung. Aus diesem Grund begann ich eine Ausbildung als Pferdewirt. Meine Ausbilder, Roland Janson, Friedel Stefan und Hartmut Röder waren zu dieser Zeit meine großen Vorbilder.
Mit 19 Jahren zerplatzte dieser Traum jäh: Meine Bandscheiben hatten der enormen körperlichen Belastung nicht standgehalten. Nun war Veränderung angezeigt. Ich brauchte eine Reitweise, die sanfter und meinem Rücken zuträglicher war, als die mir bis dahin vertraute. Es folgte eine Zeit der Suche, in der ich mich intensiv mit alternativen Reitweisen auseinandersetzte und vieles ausprobierte. Sadko Solinski, Jean-Claude Dysli, Edelgard Rex, Rolf Becher und Linda Tellington-Jones haben meine Entwicklung maßgeblich beeinflusst.
Ein unglaubliches Glück widerfuhr mir, als ich Lucien Gruss kennenlernte und über 3 Jahre viele Lehrgänge und Unterricht bei ihm besuchen durfte. Ein begnadeter Pferdemensch! Was für ein Lehrer! Seine Einstellung zum Pferd, dieses unbedingte Bejahen eines jeden Pferdes, haben mich tief beeindruckt und ich hüte diese Haltung seither wie einen Schatz.
Bedauerlicherweise fanden nach dieser viel zu kurzen Zeit keine Lehrgänge mehr statt. So führte mein Weg mich weiter und ich besann mich zunehmend wieder auf meine Wurzeln in der klassisch deutschen Lehre.
Und wieder hatte ich das Glück, bei einem der ganz Großen anzukommen: Egon von Neindorff. Bei ihm durfte ich während seiner letzten 10 Lebensjahre lernen. Diese Zeit war für mich absolut nachhaltig — prägend! Noch heute gibt es immer wieder Momente, in denen mir die Tragweite seiner Aussagen, Anmerkungen und Korrekturen jäh bewusst wird. Sie hallen in mir nach. Im Grunde lerne ich noch heute von ihm.
Nach seinem Tod— ein herber Verlust für mich persönlich und die Reiterei im Allgemeinen — entschloss ich mich zu einem vollständigen Perspektivenwechsel.
Philippe Karl und seine Lehre faszinierten mich zunehmend und nachdem ich über zwei Jahre an mehreren Kursen teilgenommen hatte, bewarb ich mich um die Ausbildung im Rahmen seiner „École de Légèreté“.
Die folgenden 6 Jahre waren für mich eine Eröffnung, hochgradige Inspiration, der Schlüssel zu einem tiefergehenden Verständnis davon, wie Reiten im Allgemeinen „funktionieren kann“.
Im Laufe dieser Zeit wurde mir allerdings auch zunehmend klar, wie sehr ich mich weiterhin der klassischen deutschen Lehre verbunden fühle — nicht zuletzt auch im Hinblick auf das Ausbildungsziel. Daher entschloss ich mich, die Schule zu verlassen und mich neu zu orientieren.
Als sich die Möglichkeit ergab, bei Marc de Broissia Unterricht zu nehmen, ergriff ich diese mit Freude. Seine Präzision und Akribie, sowie sein unfassbar gutes Erkennen eines Pferdes faszinieren mich schon lange. Gerne hätte ich weiter von ihm lernen dürfen, doch bereits nach 2 Lehrgängen, wurden diese zu meinem großen Bedauern eingestellt.
Dennoch waren bereits diese wenigen Unterrichtseinheiten für mich prägend und halfen mir sehr, meinen weiteren Weg zu finden.
Heute habe ich in Filipa Valença die Lehrerin gefunden, in deren kompetente und erfahrene Hände, ich mich voller Vertrauen und Freude begeben kann. Mein besonderer Dank gilt hier Frau Dr. Ursel Wiegand, die mir die Begegnung mit Filipa ermöglicht hat.
Seit einigen Jahren besuche ich nun ihre Lehrgänge und bilde mich darüber hinaus regelmäßig in den Valença Equestrian Stables in Portugal fort.
Hier finde ich genau die Inhalte vereint, die ich anstrebe:
Feines, Sitz-betontes Reiten, welches zum Ziel ein ausbalanciert-rundes, relativ aufgerichtetes, durchlässiges, losgelassenes und vor allem fröhliches Pferd hat, welches sich mit tätigem Rücken bewegt.
Ich hoffe, ich werde noch lange Jahre von Filipa Valença und bei den Valença Equestrian Stables lernen dürfen.
Qualifizierung
Berittführer (FN)
Trainer A (FN)
Übungsleiter Basis (VFD)
„Ein Pferd ohne Reiter ist immer ein Pferd.
Ein Reiter ohne Pferd nur ein Mensch.”
Stanislaw Jerzy Lec
Philosophie
Gedanken Über das Pferd und das Reiten
Man sollte sich täglich darauf besinnen, was wir unseren Pferden abverlangen: Sie sollen fremdbestimmt, für sie völlig sinnbefreite Handlungen ausführen. Sich dabei körperlich — teils bis an ihre Grenzen oder gar darüber hinaus — klaglos anstrengen. Sie sollen sich bemühen unsere stümperhaft kommunizierten Anweisungen zu verstehen. Wir erwarten, dass sie nahezu alle eigenen Bedürfnisse zurückstellen.
Folglich kann für mich ein ethisch vertretbares „Benutzen“ eines Pferdes, nur auf Basis von absolutem Respekt vor und liebevoll – sorgsamer Achtsamkeit gegenüber diesen wundervollen Geschöpfen erfolgen.
Ihre Geduld, ihre Empathie, ihre Sensibilität, ihre Schönheit, ihre Kraft, gepaart mit Sanftheit, ihre Individualität — dies alles bezaubert mich so lange, wie meine Erinnerung zurück reicht und wir sollten alles daran setzen, dies nicht zu zerstören
Gedanken Über den Ausbilder
Um der Individualität eines Pferdes gerecht zu werden, ist es erforderlich, ein möglichst vielseitiges Rüstzeug an Ausbildungs- und damit Kommunikationsmitteln zur Verfügung zu haben. Absolut treffend, der von Herrn von Neindorff häufig gebrauchte Satz: „Gutes Reiten bedeutet, für jedes Pferd die passende Ansprache zu finden.“
Aus diesem Grund ist es mir nicht verständlich, weshalb es zwischen den einzelnen Reitweisen teils regelrechte „Religionskriege“ gibt. Viel sinnvoller wäre es doch, sich auszutauschen und voneinander zu lernen — eben, um den individuellen Bedürfnissen eines jeden Pferdes gerecht werden zu können.
Ein grundlegender Anspruch an mich selbst ist es, offen zu sein für Neues, neugierig zu bleiben und immer weiter zu lernen. Dennoch möchte ich nicht leichtfertig, oberflächlich überall hineinschnuppern, sondern tiefer eindringen und verstehen, was dahinter steckt, das System erfassen. Nur wer versteht, warum, was, wie funktioniert, kann Elemente eines Systems ggf. passend in ein anderes einfügen.
Die drei für mich bisher bedeutendsten Lehrer, stehen für mich für die Grundwerte, die nach meinem Verständnis einen guten Reiter und Ausbilder ausmachen:
Lucien Gruss: Freude, Fröhlichkeit, Begeisterung
Egon von Neindorff: Fleiß, Disziplin, Demut
Philippe Karl: Systematik, Analysefähigkeit, Zielstrebigkeit
allen gemein: Klarheit, Kompetenz und Liebe zum Pferd
Um diese Werte und auch die hierzu erforderlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten zu vermitteln, ist es für mich wichtig, jeden Reiter dort abzuholen wo er steht. Unabhängig von bereits vorhandenem Können und Reitweise. Und wie auch bei der Ausbildung eines Pferdes, ist es erforderlich individuelle Wege zu gehen.
Reiten heißt nicht vor Publikum nach Erfolgen zu haschen!
Reiten ist der alltägliche Dialog mit dem Pferd in der Einsamkeit und heißt, das gemeinsame Streben nach Vollkommenheit.
Nuno Oliveira
Angebot
Reitunterricht
Da das Ziel meines Unterrichtes „Freude und Harmonie miteinander“ ist, spielt für mich der Reitersitz eine sehr wichtige Rolle — ist er doch das, was Harmonie erst ermöglicht: das Bindeglied zwischen Mensch und Pferd.
Balance und Losgelassenheit sind die Kernelemente eines guten Sitzes.
Frei von statischen Sitzvorstellungen strebe ich hier individuelle Lösungen an. Ich arbeite mit Bildern, gezielt angeleiteten Bewegungsabläufen, Gleichgewichts-, Koordinations- und Isolationsübungen auf dem Pferd oder ggf. auch am Boden. Dies geschieht entweder im Rahmen gezielter Sitzschulung, die an der Longe oder frei erfolgen kann, auf jeden Fall aber als ein Schwerpunkt im Rahmen des allgemeinen Reitunterrichtes.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Verbesserung der Kommunikation zwischen Pferd und Reiter. Beim Reiter, indem Hilfengebung in Technik und Theorie vermittelt werden. Beim Pferd, indem das Hilfenverständnis systematisch und strukturiert geschult wird.
Die Grundvorgehensweise dabei ist: vom Leichten zum Schweren — kleinschrittig und klar. Oder, um es mit von Neindorffs Worten zu sagen: „Lieber ein wenig und das Wenige gut!“
Man sagt mir nach, ich sei im Detail sehr genau…
Korrektur
Sehr häufig muss ein Unterrichtsschwerpunkt auch tiefgreifende Korrektur sein oder gar krankengymnastische Ansätze beinhalten. In solchen Fällen, arbeite ich sehr gerne mit Physiotherapeuten – für Mensch wie für Pferd – zusammen. Auch im Hinblick auf Besattelung und Hufbearbeitung, ist die Zusammenarbeit mit versierten Fachleuten ein Punkt, der häufig nachhaltig zum Erfolg beiträgt.
Longierunterricht
Die Arbeit an der Einfachlonge ist für mich ein wichtiges Ausbildungsmittel. Grundsätzlich arbeite ich, bis auf sehr wenige Ausnahmen, ohne Hilfszügel.
Die Longe bietet die Möglichkeit ein Pferd unbelastet vom Reitergewicht effektiv zu fördern. Sie hat ihren festen Platz in der Korrektur und auch im Rahmen der krankengymnastischen Arbeit. Darüber hinaus ist Longieren einfach eine tolle Form der Beschäftigung mit dem Pferd und kann Mensch wie Pferd viel Spaß und Abwechslung bringen.
Bodenarbeit
Bodenarbeit bietet die Möglichkeit, die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu verbessern und viel Spaß zu haben. Sie fördert Führungskompetenz beim Menschen und Zuhören beim Pferd, sowie Vertrauen bei beiden.
Angefangen bei Führ-, über Gelassenheitstraining bis hin zu klassischer Handarbeit kann man am Boden großartige Dinge tun, die Mensch wie Pferd enorm weiterbringen können und zusammenschweißen.
Beritt
Immer wieder einmal stellt sich im Rahmen des Unterrichtes heraus, dass das Pferd ein Problem hat, mit dessen Umgang sein Besitzer / Reiter überfordert ist. Bei diesen Pferden biete ich Ausbildung / Beritt an.
Für die Schüler, die regelmäßig meinen mobilen Unterricht in Anspruch nehmen, biete ich darüber hinaus Ausbildung / Beritt z.B. während Urlaub, Krankheit etc. an.
Organisatorisches
Allgemeines
Grundsätzlich gestalte ich meinen Unterricht in einer entspannten Lernatmosphäre. Gebrülle und militärischer Drill liegen mir fern. Stress behindert das Lernen! Das gilt für Mensch wie Pferd.
Mobilen Unterricht biete ich in einem Umkreis von bis zu ca. 90 km an. 1-, 2- und 3-Tageskurse sind auch bundesweit und darüber hinaus möglich.
Es besteht gelegentlich die Möglichkeit, mit dem Pferd für einige Tage zum Unterricht in einen nahegelegen Reitstall anzureisen.
Kurse
Kursformate bieten komprimiert-intensiven Unterricht.
Ein Kurstag setzt sich aus ein oder zwei Unterrichtseinheiten, sowie theoretischem Unterricht zusammen.
Die Möglichkeit, bei den anderen Teilnehmern zuzuschauen, sich mit ihnen auszutauschen und die auftretenden Fragen gemeinsam zu erörtern, schafft ein Gemeinschaftsgefühl und erhöht zusätzlich den Lerneffekt.
Da es mir bei Kursen sehr um effektives Lernen geht und ich keine Massenabfertigung im Fließbandverfahren möchte, ist die Teilnehmerzahl auf 7 Reitschüler begrenzt. Bei reinen Sitzschulungslehrgängen, die auf Übungen an der Longe basieren, sind maximal 6 Reiter möglich. So kann ich gewährleisten, dass jeder Schüler meine volle Aufmerksamkeit und Konzentration erhält.
Bei Interesse und Fragen zu Gestaltung und Kosten eines eigenen Kurses, fragen Sie gerne per E-Mail an.
Ärgere dich nie über dein Pferd; du könntest dich ebensowohl über deinen Spiegel ärgern.
Rudolph G. Binding
Kontakt
Heike Hackenjos
Hainbuchenstr. 8
69436 Schönbrunn
Tel.: 01577 4064217
E-Mail: info@heike-hackenjos.de